Golf in Holland? Alles außer Käse

Ein kleines Örtchen an der nordholländischen Nordseeküste war das Reiseziel eines kleinen Familienurlaubs und ich muss gestehen, dass es meine erste Reise in die Niederlande war. Wir haben ein kleines Häuschen in Julianadorp bewohnt und da mein Vater und ich begeisterte Golfer sind, war der Ort sorgfältig anhand eines naheliegenden Golfplatzes ausgesucht. Julianadorp gliedert sich in zwei Ortsteile und zwar in Julianadorp, dass Dorfzentrum und in Julianadorp an Zee den beliebten Badeort direkt an einem wunderschönen, weitläufigen Sandstrand und eher nicht dafür bekannt, ein ausgewiesenes Golfmekka zu sein. Dennoch beheimatet der Landal Ferienpark auch einen kleinen, sehr schönen 9-Loch Golfplatz. Zudem befinden sich im nahen Umfeld zahlreiche Golfanlagen, die in weniger als 30 Minuten zu erreichen sind.

Der erste Golfplatz, den ich während meiner siebentägigen Reise gespielt habe war auch genau diese schmucke 9-Loch Golfanlage:

Golfbaan Ooghduyne

Dieser Golfplatz liegt inmitten des Landal Ferienparks und ist für Jedermann gegen Greenfee (Mo-Fr: 9 Loch 24 € und 18 Loch 43 €, wochenends 27 € bzw. 48 €) spielbar. Da Ferienzeit war, haben mein Vater und ich vorab eine Startzeit gebucht, was auch zu empfehlen ist. Das Clubhaus kommt sehr schlicht daher und ist an ein Steakhouse des Ferienparks angeschlossen. Einen großen Proshop bzw. ein großes Sekretariat sucht man hier vergebens. Dennoch bekommt man das allernötigste (Bälle, Tees, Leihschläger, etc) für die bevorstehende Runde.

Vor der Runde geht’s auf die spektakuläre Driving Range. Warum spektakulär? Ganz einfach, die Range ist ein riesiger See. Hier ragen verschiedene Distanzschilder und Übungsziele aus dem Wasser, die es anzuspielen gilt. Erstaunt war ich darüber, dass es sich bei den Rangebällen tatsächlich um echte Golfbälle gehandelt hat und nicht um Floating Bälle oder Fischfutterbälle. Auf Nachfrage wurde uns dann mitgeteilt, dass die Bälle mittels eines vollflächigen Netzes aus dem Wasser geholt werden.

Direkt neben der Range befindet sich ein kleines Übungsareal, das sich perfekt eignet um nicht kalt auf die Runde zu gehen. Wie schon erwähnt handelt es sich um eine 9-Loch Anlage (Par 35), die mit einem Par 3 (Loch 1: 141 m und Loch 10: 167 m) startet. Auf dem Grün angekommen gab es den ersten Wow-Effekt, denn diese waren höllisch schnell. Genau hierfür, also die durchweg tollen und schnellen Grüns, sind die Golfbaanen Ooghduyne auch bekannt. Aber auch der Rest der Anlage war top in Schuss und kann sich sehen lassen.

Der Platz lädt auch zu einer 18-Loch Runde ein, da die Abschlagmarkierungen der Front- und der Backnine voneinander abweichen. So ist die Spielbahn 5 auf den ersten Neun ein relativ kurzes Par 5 (448 m) und auf den zweiten ein knackiges Par 4 (413 m). Ähnlich verhält es sich mit Loch 6.

Obwohl auf diesem Platz einige Wasserhindernisse zu finden sind, kommen diese kaum bis gar nicht ins Spiel. Direkt vor dem Abschlag der Bahn 8 / der Bahn 17 befindet sich zwar vor dem Abschlag des Par 3 (127 m / 139 m) ein großer Teich, aber hier sind lediglich 42 m zu überwinden, sodass man kein ausgewiesener Longhitter sein muss, um dem Schlamassel aus dem weg gehen zu können. Kommen wir zu der aus meiner Sicht schönsten Bahn und zwar die 9 bzw. 18. Hierbei handelt es sich um ein doppeltes Dogleg, welches sich erst nach links und dann wieder nach rechts schlängelt und sich quasi an die Range schmiegt. Auf dieser Bahn kommt dann auch tatsächlich Wasser ins Spiel. Vorsicht ist hier beim Drive und beim anschließenden Transportschlag geboten. Slicer haben es schwer, denn auf der rechten Seite lauert überall Wasser. Knapp 95 m vor dem Grün lauert nochmal ein frontales Wasserhindernis, sodass der zweite Schlag auf diesem Par 5 klug und taktisch gespielt werden sollte.

Fazit:
Alles in allem handelt es sich bei diesem Golfplatz um eine kleine 9-Loch Perle, die definitiv zum Golfen einlädt, wenn man Julianadorp als Reiseziel gewählt hat. Abwechslungsreiche neun Löcher, die aufgrund der Länge und der schmalen Fairways anspruchsvoll sind und sich je nach Windstärke jedes Mal anders spielen. Preislich kann man hier nicht meckern und bekommt für sein Geld einiges geboten. Auch wenn es zunächst nur eine neun Loch Anlage ist, kann der Platz auch auf 18 Löchern überzeugen.

Zweiter Golftag, cooler Typ

Daniel betreibt einen YouTube Kanal, den ich jedem nur empfehlen kann. Toller Typ!

Nachdem ich bei Instagram meine Eindrücke über den Platz in Julianadorp geschildert hatte, hat sich Daniel Björk bei mir gemeldet. Daniel ist Hollands erfolgreichster Golf-YouTuber und spezialisiert auf Course Vlogs. Zudem dreht er Imagefilme für Golfanlagen und ist europaweit ein sehr gern gesehener Gast. Das Filmen und das Fotografieren sind seine Passion. Daniel und ich kannten uns vorher, also außerhalb von Instagram nicht, aber es bestand ab der ersten Nachricht direkt eine Verbindung. Mein neuer holländischer Buddy lud mich spontan zu einem Business Golfturnier in den Golfclub „Burggolf Purmerend“ ein. Dieser Einladung bin ich natürlich sehr gern gefolgt.

Ihr solltet unbedingt mal einen Blick auf Daniels YouTube Kanal werfen. Der ist richtig gut und lohnt sich wirklich! (Daniels YouTube Kanal)

Burggolf Purmerend

Wie bereits erwähnt hat mich Daniel in einen seiner vier Heimatclubs eingeladen, um mit ein paar seiner Businessgolffreunden ein nicht vorgabewirksames Golfturnier zu spielen. Auf der Golfanlage angekommen blickt man zunächst auf das große Clubhaus mit angeschlossenem Hotel. Hier war ich dann auch mit Daniel verabredet. Da er kein Deutsch und ich kein Holländisch oder Schwedisch (Daniel ist gebürtiger Schwede) spreche, haben wir uns auf Englisch verständigt. Schnell war klar, dass wir auch tatsächlich auf einer Wellenlänge funken, sodass es von vornherein beiderseits keine Berührungsängste gab.

Daniel hat mich dann vor dieser riesigen geschnitzten Holztafel in die Gegebenheiten des Burggolf Purmerend eingewiesen. Die Anlage verfügt insgesamt über 45 Löcher, davon neun Loch als Übungsanlage, sodass wir insgesamt auf 36 Championshiplöcher blickten. Diese 36 Löcher sind in vier Neunlochkurse  (weiß, blau, rot und gelb) unterteilt, die sich nach Lust und Laune variieren und kombinieren lassen, sodass einem auf dieser Anlage alles nur nicht langweilig wird.

Wir haben den gelben Kurs gespielt, der laut Daniels Aussage eher zu den einfacheren Plätzen zählt. Naja ein Blick auf das Setup hat mir dann doch kurz den Atem stocken lassen, denn ich konnte nur zwei Bahnen (Loch drei und Loch sechs) ausmachen, die komplett ohne Wasser ausgekommen sind. Jedes Loch für sich war eine Herausforderung, was auch an den schnellen und stark ondulierten Grüns gelegen hat. Manchmal hat es einfach mehr Sinn gemacht, seinen Annäherungsschlag kurz zu lassen, um den Ball mit einem guten Chip nahe ans Loch zu bringen und so die Einputt-Strategie zu verfolgen. Das hat Daniel perfekt drauf und hat an diesem Tag den Tagessieg mit zwei über Par eingefahren. Well done Daniel! Mein Ehrgeiz jedes Grün in Regulation spielen zu wollen, wurde durch teilweise sehr schwierig zu spielende Putts bestraft, sodass ich insgesamt vier Dreiputts in Kauf nehmen musste. Hätte ich mal lieber Daniels Strategie verfolgt und meine Annäherungen knapp vor dem Grün platzziert, um mir die Grüns erstmal genauer anzuschauen. Dennoch war ich mit insgesamt sechs über Par mehr als zufrieden, zumal ich „dank“ des Inselgrüns auf der Bahn 5 und einem Schlag ins Wasser ein Doppelbogey notiert habe.

Absolute Highlights waren für mich die Bahnen 4 und 5. Beide Bahnen laufen entlang des gleichen Wasserhindernisses und sind eine echte Herausforderung. Die Bahn 5 ist zwar das am leichtesten geratete Loch des gelben Kurses und sehr kurz, aber man muss das sehr kleine Inselgrün optimal treffen, da das Grün zu allen Seiten abfällt und einem bei trockenen Grüns wenig Chancen lässt, den Ball auf dem Grün zu halten. Wie Daniel mir erzählte, hat gerade dieses Loch den Ausgang der Clubmeisterschaften bestimmt, was ich nach meinem Schlag ins Wasser gut nachvollziehen konnte.

Nach diesen zwei Bahnen wartet die auf den ersten Schein eher unspektakuläre sechs. Diese hat es aber in sich. Langes Par 4 mit fast 400 m und einem sehr schmalen Fairway. Zudem befindet sich entlang der rechten Fairwayseite ein ziemlich dichter Wald, indem Du Deinen Ball nicht suchen möchtest. Hat man die Bahn sechs erfolgreich hinter sich gebracht, wird es wieder etwas mehr challenging, da man an eine Bahn gerät, die nur zwei grüne Bahnabschnitte aufweist. Den Abschlag und das Grün. Der Rest ist Wasser. Nicht besonders lang aber allein aufgrund der Optik erstmal eine Bahn, die einem den Atem stocken lässt. Zum Glück gab Daniel mir den Tipp, dass ich eher zu einem schläger mehr greifen soll, da die Thermik über dem Wasser Bälle gerne zu kurz geraten lässt. Peng, Grün getroffen, Par gespielt.

Vor dem wohlverdienten Bier im sehr ansprechenden Clubhaus stand dann auch noch die Bahn 9 an. Ein 530 m langes Par 5 mit einem Dogleg nach links. Der Drive darf hier ca. 240 m betragen. Links, rechts und frontal warten Wasser. Man muss also relativ gerade und präzise in der Länge sein, um seinen zweiten Schlag optimal spielen zu können. Auf der rechten Seite des Fairways wartet dann bis zum Grün ein langes Wasserhindernis, dass Bälle magisch anzieht. Diese Bahn ist nichts für Slicer und kann einem echt den Tag vermiesen. Das wirklich sehr lang gestreckte Grün hat dann auch noch zwei Wellen, die das Grün quasi dritteln. Hier willst Du bei einer lang gesteckten Fahne nicht zu kurz und bei einer kurz gesteckten Fahne nicht zu lang sein. Das Grün steigt von vorne nach hinten an und macht das Putten nicht einfach und kann einen in den Wahnsinn treiben.

Fazit:
Mir hat der Burggolf Purmerend unglaublich viel Spaß gemacht. Eine wahre Herausforderung. Ich hatte einen guten Tag und habe nur einen Ball im Wasser versenkt. Wenn es einem aber so wie einem meiner Flightpartner ergeht und man einen rabenschwarzen Tag erwischt, dann sollte man für eine 18-Loch Runde mal mindestens ein Dutzend Bälle (oder mehr) einpacken. Da ja noch ein paar Kurse im Burggolf Purmerend zu spielen sind, werde ich auf jeden Fall wiederkommen und die restlichen Kurse mit Daniel spielen. Ich war fasziniert vom gelben Kurs und kann den Burggolf Purmerend ohne Wenn und Aber empfehlen.

Golfbaan de Texelse – meine Links Entjungferung

Nachdem ich Daniel sagte, dass ich noch in Alkmaar spielen möchte, hat er mich überzeugt dann doch lieber auf der Insel Texel zu spielen. Daniel hat auch direkt bei Anita, der Clubmanagerin des Golfbaan de Texelse, angerufen und mir netterweise eine Startzeit organisiert.

Wann fährt man schon mal mit einer Autofähre zu einer Runde Golf? Also ich für meinen Teil habe das noch nie gemacht und war erstaunt wie flott die Überfahrt (nur 25 Minuten) von Den Helder nach Texel geht. Vom Hafen aus muss man dann doch noch ca. 18 km bis zum Golfplatz fahren. Entlang des 9-Loch Kurzplatzes erreicht man dann auch den Parkplatz direkt vor dem schlichten Clubhaus.

Der Golfclub wurde übrigens vor 25 Jahren erbaut und im Jahr 2014 auf 18 Bahnen erweitert. Diese Erweiterung ist ein Spektakel und lässt nach Aussage von Daniel die Herzen eines jeden Linksgolffans höher schlagen. Ich als Linksneuling kann das natürlich nicht so gut beurteilen, aber ich kann sagen dass ich fasziniert war.

Im Golfclub wurde ich von Anita in Empfang genommen und auf einen Kaffee eingeladen. Keine Ahnung wen Daniel da angekündigt hat, aber ich habe die kleine VIP Betreuung genießen dürfen. Aber nicht nur das, denn es gab auch ein sehr interessantes Gespräch. So habe ich auch erfahren, dass nächstes Jahr mit dem Bau eines neuen Clubhauses begonnen wird, dass dann auch eher diesen fantastischen Golfplatz widerspiegelt.

Bevor es mich auf die Runde verschlagen hat, habe ich noch ein paar Bälle auf der Range geschlagen und das Kurzspielareal genutzt. Anita hatte mich auch schon vorgewarnt und mir erzählt, dass der Wind der Nordsee dafür sorgt, dass die Fairways und Grüns immer sehr trocken und dadurch hart sind. Ich sollte mich auf viel Roll und Speed einstellen. Das habe ich gemacht und es hat von Anfang an super geklappt. Die ersten neun Löcher sind für mein Empfinden wirklich schön und Daniel rief währenddessen an, um zu fragen, ob denn alles geklappt hat und um mir zu sagen, dass ich mir keine Meinung bilden solle, bevor ich die Backnine gespielt habe.

Die Backnine
Und jetzt war ich im wahrsten Sinne des Wortes BAFF. Das also war das berühmte Linksgolf von dem man so oft hört. Atemberaubende Dünenlandschaften, bei denen einem der Wind um die Nase weht und das Golf zu einer echten Herausforderung macht. Ich blättere gerade noch einmal durch die Fotos, die ich geschossen habe und komme aus dem Grinsen nicht mehr heraus. Das war der Wahnsinn.

Ich habe einen meiner besseren Golftage erwischt und konnte die Runde mit einem Ball beenden. Aufgrund meiner fehlenden Ortskenntnis musste ich jedoch eine Menge provisorischer Bälle spielen, denn ich wusste ja nie, was hinter diesen Wellen und Dünen passiert. Da meine Drives aber ausnahmslos alle gerade und lang waren (das war das erste Mal, dass das auf einer kompletten Golfrunde funktioniert hat) und ich mir anhand der Tafeln anscheinend immer die richtige Linie aussuchte, konnte ich tatsächlich eine für mich sehr gute 81 notieren, auf die ich wahnsinnig stolz bin. Neun über Par, bei einer Spielvorgabe von 15 war wirklich stark. Ich klopfe mir gerade selber auf die Schulter. Anita hat mich auf dem Grün der 18 empfangen und konnte mein Birdiefinish bestaunen. Apropos die 18. Ein mit 513m normal langes Par 5, dafür mitten auf der Drivelinie einer der größten und schwierigsten Bunker der Niederlande, ist zum Abschluss ein Fest für die Augen und macht nochmal richtig Spaß. Auf der kompletten linken Seite schlängelt sich ein Wasserhindernis entlang des Fairways. Die rechte Seite bietet dichte Dünenlandschaft mit hohem Dünengras. Das Fairway ist schmal. Zum Glück war ich an diesem Tag echt gut drauf und konnte meinen zweiten schlag kurz vor dem Grün platzzieren. Ein Chip, ein Putt, ein Birdie.

Fazit:
Meine Fresse war das geil. Das habe ich so noch nicht erlebt und bin deshalb schon jetzt nach anderen Linkskursen am Gucken bin, die ich auf meine neue Links Bucket List setzen muss. Ganz oben auf dieser Liste stehen übrigens zwei heimische Plätze mit dem GC Föhr und Winston Golf. Mal gucken, wie ich das dieses oder nächstes Jahr einplanen kann. Zurück zum Platz. Die ersten neun Löcher fand ich toll. Die zweiten waren einfach überragend. Meine vorherige Meinung über Linksgolf, die ich besser für mich behalte, hat sich komplett verändert und bin jetzt in Love mit Linksgolf. Danke Anita, danke Daniel, dass ich das erleben durfte.

Abschlussfazit:
Kein einziges Stück Käse, dafür aber drei schöne Plätze gespielt. Golf in Holland hatte ich so nicht auf dem Schirm, aber es ist toll. Ich habe drei komplett unterschiedliche Kurse gespielt, die mir all drei (Texel am meisten) wirklich richtig gut gefallen haben. Danke an meine Eltern, die sich so toll um meine Tochter gekümmert haben und mich in meinem Golfwahn unterstützen. IHR SEID DIE BESTEN!

Ansonsten habe ich die Niederlande als tolles Urlaubsland erleben dürfen, denn ich wurde durchweg positiv überrascht und immer und überall freundlich empfangen. Im Restaurant, im Supermarkt, im Kiosk, einfach überall. Die Reise, der Ferienort, alles war top und hat mich mal eine Woche abschalten lassen. Obwohl ich viel Golfen war kam die Zeit mit meiner Tochter und auch mit meinen Eltern nicht zu kurz. Ich glaube da fahre ich nochmal hin und nehme mir die anderen Plätze in der Gegend, wie zum Beispiel den Domburgsche Golfclub vor.