Das Masters in Augusta aus der Sicht eines Patrons

Das Masters gehört ohne Zweifel zu meinen jährlichen Golf-Highlights und wie cool ist es dann, wenn man jemanden in seiner Timeline bei Instagram entdeckt, der tatsächlich vor Ort ist. Dieser jemand ist PGA Golflehrer Fred Hoffmann. Aufmerksam wurde ich auf Fred schon vor längerem durch seinen Instagram-Account fredhoffmanngolf“. 

Dort berichtete er von seinen Tagen im Augusta National Golf Club. 
Ich fand das super spannend, interessant und lesenswert, sodass in mir der Gedanke reifte, dass ich Fred doch in einem Interview nach seinen persönlichen Eindrücken und Erlebnissen als Patron (so heißen die Zuschauer beim Masters) befragen könnte. Insider-Info´s sozusagen. Nach seiner Rückkehr aus Augusta haben wir dann sehr lange telefoniert und haben uns ausgetauscht. In diesem Gespräch konnte ich Einblicke über das Masters gewinnen, die ich in dieser Art und Weise noch nie in irgendwelchen deutschen Golfmedien gelesen habe. Hier ein kleiner Ausschnitt unseres Telefonats…

Tobi: Hallo Fred. Ich habe auf deinem Instagram-Account gesehen, dass du mehrere Tage bei dem Masters warst. Welche Tage waren das? 

Fred:
Hallo Tobi. Ja, das ist richtig. Ich war am Dienstag zur Proberunde und an drei Turniertagen vor Ort. Donnerstag, Samstag und Sonntag. 

Tobi:
Und? Wie viele tausende Fotos hast du jetzt auf deinem Handy?

Fred:
Keines! Zumindest kein einziges Foto innerhalb des Gelände des Augusta National Golf Clubs. Die Clubpolitik ist strikt und lautet: keine Handys! Egal an welchem Tag. Fotos darf man mit einer Kamera schießen, jedoch ausschließlich nur an den Trainingstagen. Und soll ich dir was sagen? Ich fand es fantastisch. Denn alle Zuschauer konzentrieren sich dadurch mehr auf das Golfspiel der Pros, sind weniger abgelenkt durch Selfies oder ähnlichen Fotos und können den Augenblick ganz anders genießen.

Tobi: Wenn man jetzt mal telefonieren muss, was macht man dann?

Fred:
Das fand ich sehr interessant. Der Augusta National Golf Club hat dazu Telefonzellen aufgestellt und diese stehen kostenlos zum telefonieren zur Verfügung.

Tobi:
Das klingt nach einem Plan. Wo findet man diese Telefonzellen?

Fred:
Die sind bei den Essens- und Getränkeständen, den sogenannten „Concessions“, zu finden. Die Verpflegungsstände, wo auch die Sanitäranlagen sind, liegen strategisch sehr gut auf dem Golfplatz verteilt. Das sind feste Einrichtungen, werden also nach dem Turnier nicht wieder abgebaut.

 

Tobi: Apropos Essen und Trinken. Leider sind bei solchen Großevents die Preise für Zuschauer, wie ich finde, fast immer völlig überteuert. Mir ist z.B. bekannt, dass es beim Ryder-Cup in Paris auch ganz schön „gepfefferte“ Preise gab. Softdrinks oder Bier für 9 €. Wie war das in Augusta?

Fred:
Ja, da stimme ich dir zu. Ich ärgere mich auch immer darüber. Im Augusta National war es das totale Gegenteil und daher eine sehr positive Überraschung! Die Klassiker, das Egg-Salad- oder Pimento Cheese Sandwich, kosten 1,50 $. Die anderen Sandwiches, das Masters, das BBQ oder der Grilled Chicken Wrap, werden für 2,50 $ angeboten. Bei den Getränken war es ähnlich preiswert. Alle Soft-Drinks, wie Cola, isotonisches Sportgetränk oder der Eistee kosten für 0,4 Liter 2,00 $. Das Bier war teurer und für 0,4 Liter (je nach Marke) wurden 4,00 oder 5,00 $ berechnet. Ach ja, ab 17.00 Uhr wurde es übrigens nicht mehr ausgeschenkt. Alle Snacks (Tüte Chips, Popcorn oder Erdnüsse) waren mit 1,50 $ nicht wirklich teuer. Übrigens gab es bei den Ständen, selbst am Wochenende, kaum Wartezeiten. Es gab viele Kassen und es stand viel Personal zur Verfügung. Klasse Service.

Tobi: Lass uns mal über den Golfplatz sprechen. Ich brauche dir ja nicht zu sagen, dass er am Fernsehen ziemlich perfekt rüberkommt. Wie hast du den Platz wahrgenommen und empfunden?

Fred:
Irgendwie war ich ja doch vorbelastet und mit einer gewissen Erwartungshaltung ausgestattet. Aber ja, ich muss wirklich sagen das dieser Golfplatz nicht mehr zu toppen ist! Perfektion pur! Allerdings war ich überrascht, wie hügelig die Topographie des gesamten Platzes ist. Da geht’s hoch und runter. Die 18.Bahn ist so ein Beispiel. Dort habe ich mich mal kurz am Dienstag auf die Bahn gestellt und konnte von den beiden Fairway-Bunkern aus die Fahne nicht sehen. Das zeigt auf, wie steil es von dort nach oben ansteigt. Die Grüns sind zudem deutlich kleiner als sie im Fernsehen wirken. Auch die Ondulierung der Grüns, mit Wellen und Plateaus, habe ich nicht so extrem erwartet. Und ich empfand den Golfplatz als sehr lang.

Tobi:
Du sprichst die Länge an. Insofern dürfen wir als Deutsche vom Abschneiden von Bernhard Langer, der ja mit seinen 62 Jahren nicht mehr zu den längsten Spielern im Teilnehmerfeld gehört, doch zufrieden sein, oder?

Fred:
Unbedingt! Wenn ich gesehen habe, wo Bernhard zum Beispiel auf der 1. Bahn mit seinem Abschlag, im Vergleich zu Rory, J.B. Holmes, Tony Finau oder wie die ganzen Longhitter alle so heißen, lag, dann kann man vor seiner Leistung nur den Hut ziehen und kann das gar nicht hoch genug bewerten. Bernhard hat durch seinen kürzeren Drive bedingt, sehr lange zweite Schläge ins Grün, sodass seine Platzierung unfassbar gut war! Zumal man bedenken muss, dass er es gewohnt ist auf der Champions Tour nur drei Turnierrunden zu spielen. Sehen wir uns den Score von Langer an (71, 72, 75, 78), dann ist zu erkennen, dass seine 4. Runde beim diesjährigen Masters leider auch seine schlechteste war.

Tobi
: Was sagst du zu Martin Kaymers Abschneiden? Es ist ja bekannt, dass er die Flugkurve Draw, also den Ball in einer rechts-links Kurve zu schlagen, nicht so gut beherrscht. Ist das wirklich so wichtig in Augusta?

Fred:
Ich möchte für Martin Kaymer jetzt mal eine Lanze brechen. Jetzt, wo ich die Golflöcher alle live vor Ort gesehen habe, kann ich verstehen warum man sich als Spieler mit dem Fade, also Martins gewohnter Standartschlag, wirklich schwer tut. Auf diesem Platz musst du einen kontrollierten Draw – teilweise sogar schon fast einen Hook – voll drauf haben! Ich habe mich z.B. am Samstag bewusst einmal an den 10. Abschlag mit meinem Stühlchen hingesetzt. Diese 10. Bahn ist ein Par 4 mit 495 Yards und einem starken Dogleg nach links. Was hier „geschnibbelt“ wurde, also den Golfball eine rechts-links Kurve mitzugeben, war faszinierend zu beobachten. Einige Schläge von den Pros starteten auf die rechte Fairwayseite, kurvten dann gute 40 bis 50 Meter wieder nach links zurück, ideal und perfekt für den Bahnverlauf. Und von dieser Art des Golfloches gibt es einige im Augusta National. Insofern fand und finde ich die Performance von Martin Kaymer, auf einem Golfplatz der überhaupt nicht für seinen Ballflug ausgelegt ist, sehr gut.

Tobi: Stichwort Stühlchen. Was hat es damit auf sich?

Fred:
Das ist ziemlich cool. Man kann diesen Klappstuhl, ähnlich einem Campingstuhl, im Pro-Shop für 32 $ kaufen. Auf der Rückseite des Stuhls steckt man seine Visitenkarte rein. Dann platzierst du deinen Stuhl in eine dafür vorgesehene und ausgeschilderte „Sitting-Area“. Ich habe meinen Stuhl z.B. am Samstag an den 10. Abschlag platziert. Danach bin ich noch auf die Driving Range gegangen und irgendwann zurück zu meinem Stuhl. Keiner würde es wagen sich auf einen der Stühle zu setzten und somit war mein „Hot-Spot“ garantiert reserviert.

Tobi:
Du gibst mir immer wieder neue Schlagwörter! Du sprachst gerade von der Driving Range. Was für Eindrücke hast du dort gesammelt?

Fred:
Zuerst einmal muss ich auch hier sagen: ich habe noch niemals eine so perfekte Range gesehen. Die Zielgrüns waren wirkliche Grüns mit Bunkern davor. Sahen genauso aus, als wenn du draußen auf dem Platz spielst. Dann links und rechts auf der Range viele kleine Fahnen, wie auf einem Putting Grün, um die Distanzen von 30 bis 100 Yards zu spielen. Am Ende der Range war dann das Media-Center. Von dort aus haben die Fernsehanstalten von dem Turnier berichtet, ihre Interviews abgehalten. Die Länge der Range betrug ungefähr 350 Yards.

Tobi:
Gab es Spieler die dich besonders beeindruckt haben?

Fred:
Ja. Ich gebe zu, dass ich bisher kein so ganz großer Fan von Bubba Watson war. Was der Junge jedoch auf der Range gezeigt hat, war sehr beeindruckend und glich fast einer Zirkusshow. Zuerst schlug er ein mittleres Eisen mit einem Fade. Dann einem Draw, dann flacher Fade, hoher Fade, flacher Draw, hoher Draw. Als wenn das noch nicht genug war, schlug er das Eisen erst auf das Grün welches 150 Yards entfernt lag, dann das gleiche Eisen auf das Grün in 180 Yards Entfernung und dann chippte er das Eisen auf das 100 Yards entfernte Grün. Und das alles immer im Wechsel und jeweils nur einen Ball. Das er dann noch jeden Schlag immer sehr nah an den Stock gehauen hat war die Krönung des Ganzen. Wirklich sehr beeindruckend und es zeigt auf, was der mit dem Ball alles kann. Wow!

Happy war ich auch, als am Samstagmorgen auf einmal Tom Watson auf der Range stand. Das ich den noch einmal live erleben durfte war toll. Da konnte ich auch gut den Unterschied zwischen einem „klassischen“ Golfschwung (Tom Watson) und dem „modernen“ Golfschwung (allen anderen Spieler) erkennen.

Und ich möchte noch einen Spieler hervorheben. Alex Noren. Der stand wirklich jeden Abend, als ich die Anlage verlassen wollte, immer auf der Range und hat seine Bälle geschlagen. Definitiv einer der fleißigsten Spieler in der Masters-Woche.

 

Tobi: Du hast noch einen interessanten Post auf deinem Instagram-Account mit Danny Willett, dem Masters-Sieger von 2016, veröffentlicht. Was hatte es damit auf sich?

Fred:
Ich hatte die Möglichkeit an einer kleinen, aber feinen Veranstaltung teilzunehmen, an der Danny Willett gute 1,5 Stunden über das Masters im Allgemeinen und speziell über seinen Sieg 2016 gesprochen hat. Es war höchst interessant seinen Worten zu lauschen. Er sprach über die Besonderheiten einzelner Golfbahnen. Worauf man dort als Spieler achten muss. Er sprach von der Wichtigkeit seinen Ball „shapen“ zu können. Das dies auf fast keinem Golfplatz so entscheidend sei, wie im Augusta National Golf Club. Zudem erzählte er von der immensen Umstellung des Puttings. Kurzum: eine Menge an Informationen die nur ein Spieler mitteilen kann, der selbst auf diesem Golfplatz gespielt hat.

Tobi:
Fred, ich könnte noch Ewigkeiten weiter mit dir sprechen, aber ich denke, dass muss jetzt auch für die Leser genügen. Falls Du nichts dagegen hast, dann komme ich gern mal bei Dir auf der Anlage vorbei und dann musst Du mir noch viel mehr von Deinen Erfahrungen berichten. Deal?

Fred:
Ja klar, Du bist jederzeit herzlich willkommen. Sag einfach nur Bescheid und ich halte mir was offen für Dich. Habe auch gesehen, dass Dein Schwung zu stark von Außen kommt. Das bekommen wir in den Griff.

Tobi:
Danke Dir Fred.

Fred:
Ich danke Dir (lacht).

Schaut Euch unbedingt auch mal Freds Seite an. Hier hat er einen tollen Artikel darüber geschrieben, was er als Ansatz für seine Schüler aus Augusta mitgenommen hat. Kategorie EMPFEHLENSWERT!

http://fred-hoffmann-golf.de/von-den-besten-lernen